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Der Kirschbaum Von Philipp Beyer
Sag du mir ja nicht, dass der Kirschbaum hier sich wohl fühlt!
Er wurde gesetzt, wahrscheinlich,
von Menschenhand hierher,
auf Wasseradern, wer weiß,
oder sonst eine schädliche Stelle –
er war klein noch und drehte sich gleich
um sich selbst, das siehst du,
er streckte und schraubte die Äste,
aus Not und aus Protest,
in die entgegengesetzte Richtung, so arg,
dass jeder Ast genau die Wurzel
wieder beschattet, von der er sich abwenden wollte!
Aber er blieb an der Stelle, an der er zu wachsen hatte,
der Kirschbaum. Er brachte Obst, und süßes,
wie sich’s geziemt. Er blieb, wie er war,
nur dicker, jedes Jahr ein Ring.
Und er klammerte sich
immer fester in die Erde hinein,
an einem Ort, der ihm nicht gut tut! Und im Frühling demnächst, wenn die Säfte wieder
steigen – da wird’s dir schwindlig,
beim Gedanken an all die Kräfte,
die sich winden werden, in diesem Stamm,
der nicht einfach alles hochheben
und über Nacht mit leisen Schritten übern Bach
oder auch nur ans andre Ende der Wiese
sich hinüberretten kann!
© 2004 Ph. Beyer
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